Wo war der Plastisch-Ästhetische Chirurg? DGÄPC kritisiert „Menschen bei Maischberger“

Thema des ARD-Talks „Menschen bei Maischberger“ am 22. Januar: „Nie wieder hässlich: Das Geschäft mit der Schönheit“. Ausgerechnet der selbst ernannte Schönheitschirurg Dr. Axel Neuroth ist als Vertreter der ästhetischen Chirurgie geladen. Dr. Joachim Graf von Finckenstein, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), kritisiert die kalkulierte Wahl des Talkgastes.

„Ich registriere mit Verwunderung, dass zum Gebiet der Schönheitschirurgie ein Kollege befragt wird, der weder Repräsentant der Zunft noch Facharzt für Plastische Chirurgie ist. Dazu gibt es gewählte Standesvertreter in den seriösen Fachgesellschaften“, so von Finckenstein. In Fachkreisen der plastisch-ästhetischen Chirurgie ist der Hals-Nasen-Ohrenarzt Neuroth nicht anerkannt.

Von Finckenstein begrüßt die Aufklärung des ARD-Formats über die Problematik, dass vielfach Ärzte ohne die entsprechende Fachausbildung das Feld der sogenannten Schönheitschirurgie bevölkern. „Doch wenn schon deutlich gemacht wird, dass der Facharzt für Plastische Chirurgie der beste Ansprechpartner in Sachen Schönheitschirurgie ist, warum wird dann zu einer vermeintlich sachlichen Diskussion über das „Geschäft mit der Schönheit“ nicht ein solcher geladen?“, wundert sich der DGÄPC-Präsident.

Mit voller Absicht habe die Redaktion hier einen Talkgast ausgewählt, der sich leicht demontieren lasse und so den gesamten Bereich der ästhetischen Chirurgie mit sich in den Abgrund ziehe, meint von Finckenstein. „Spätestens als Herr Neuroth auf seine Verurteilung zur Schadenersatzzahlung an eine Patientin angesprochen wurde und diese mit fadenscheinigen Argumenten abtat, war mir klar, warum man sich für diesen Gast entschieden hatte. So blieb beim Zuschauer der Beigeschmack der Unprofessionalität unseres Fachgebiets hängen.“

Fair war der eingespielte Filmbeitrag über eine Patientin, die erst nach einer ästhetischen Korrektur glücklich mit sich selbst ist und sich getraut, eine höhere berufliche Position anzustreben. Doch ihn taten Maischbergers dominierende Talkgäste mit wenigen Sätzen ab. “Dabei sind solche Patienten der Regelfall in unserer täglichen Praxis und nicht die Negativbeispiele, über die sich die Talkrunde unterhielt“, stellt von Finckenstein klar. „Nur die Negativbeispiele fallen auf, aber die große Mehrheit der operierten Fälle, die einfach nur überdurchschnittlich gut aussehen – wie Sophia Loren – fällt unter den Tisch.” Erst zum Schluss gesteht die Runde geschlossen ein, zumindest gelegentlich durchaus von Zweifeln über die eigene Attraktivität geplagt zu werden. „Woher nahmen einige Talkgäste das Recht, den moralischen Zeigefinger über die zu erheben, die für sich entscheiden, sich eines physischen Leidensdrucks zu entledigen, nur weil der Talkgast persönlich einen anderen Weg wählt?“, kritisiert von Finckenstein deren Doppelmoral.

Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), ältester Berufsverband im Bereich dieses Fachgebiets, nimmt in Deutschland eine zentrale Position in der Patientenaufklärung ein. Erst auf seiner Jahrestagung Ende November letzten Jahres hatte der Verband strengere Richtlinien zur Ausübung der Schönheitschirurgie gefordert.