Facelifting heute – vom Straffen zum Modellieren, vom Komplizierten zum Einfachen

Die Behandlung des Patienten wird immer individueller.

Sie gehen in den Zirkus und freuen sich an den Akrobaten. Sie gehen ins Kino und sind begeistert über die Spezialeffekte und Stunts. Sie sehen ein faszinierendes Bild und lassen es einfach nur wirken – aber den Schweiß, die Anstrengungen, den Aufwand und die Technik dahinter sehen Sie nicht. Das sollen Sie auch gar nicht!

Genauso ist es heute mit den Verfahren der modernen Plastisch-Ästhetischen Chirurgie.

Vom Komplizierten zum Einfachen heißt die Devise: unabhängig vom Aufwand den gewünschten Effekt mit möglichst wenig Narben und geringen Risiken gewährleisten. Es muss nicht immer das komplizierteste oder aufwändigste Verfahren zum Einsatz kommen, sondern das effektivste. Das bedeutet einerseits, die subjektiven Bedürfnisse des einzelnen Patienten – bewusste wie unbewusste – geduldig zu explorieren, um das Ergebnis des Eingriffs mit den Erwartungen in Übereinstimmung bringen zu können. Denn das “gute Ergebnis” misst sich an der Übereinstimmung von Erwartung und Effekt. Nur wer weiß, was der Patient wirklich will, kann den dafür notwendigen Aufwand optimieren und die Nebenwirkungen minimieren. Das setzt voraus, dass der Plastische Chirurg alle relevanten Methoden beherrscht.

Andererseits bedeutet diese Forderung für den modernen, verantwortungsbewussten Plastischen Chirurgen, alle zeitgemäßen Operationsmethoden zu kennen und zu beherrschen, um zu entscheiden, welche Maßnahmen für den einzelnen Fall angewendet werden müssen. Nur so verbinden sich ärztliches Verstehen und eine hohe fachliche Expertise des Operateurs zu erwartungsgerechten und natürlichen Ergebnissen. Auf diesem Weg kann der gut ausgebildete Arzt im Dialog mit seinem Patienten den zu treibenden chirurgischen Aufwand auf das gewünschte Ergebnis abstimmen und Risiken, Krankenstand, soziale Isolation und sichtbare Folgen des Eingriffs reduzieren.

Vor 20 Jahren gab es vier bis fünf Standardeingriffe des Faceliftings und ästhetischer Operationen im Gesicht. Inzwischen gibt es eine Fülle von Verfahren und Konzepten, die an die ureigensten Wünsche des Patienten angepasst werden müssen. Es geht heute um die Individualisierung des chirurgischen Eingriffes, um ein optimales Ergebnis mit möglichst geringen Nebenwirkungen zu erzielen, ohne einen Aufwand treiben zu müssen, der dem Patienten das Gesamtrisiko aufbürdet und nur ein Einheitsergebnis bringt.

Die moderne Plastische Chirurgie beschäftigt sich angesichts eines wachsenden Verständnisses der biologischen und psychologischen Prozesse des Alterns in ihren Operationstechniken mit dem Modellieren von Gesichtern. Nicht “Straffen und Ziehen” ist mehr gefragt. Straff bedeutet unbeweglich, adynamisch und kostet das Gesicht Mimik, Ausdruck und Charme. Ein straffes Gesicht ist zwar glatt, aber auch statisch und strahlt das Gegenteil der gewünschten Eigenschaften “jugendlich, dynamisch, beweglich” aus.

Eine moderne kosmetische Operation zielt darauf ab, die Alterungsvorgänge und unerwünschte Folgen der Lebensführung im Gesicht zu beseitigen.

Drei Begriffe prägen die modernen Operationsverfahren zur Modellierung des Gesichtes: Reposition, Augmentation und Endoskopie.

Reposition bedeutet das Wiederanheben der durch den Alterungsprozess oder Abmagerungskuren abgesunkenen Weichteilstrukturen, wie man es zum Beispiel vom Stirn- und Brauenlifting kennt. Hierbei werden die Augenbrauen, die wesentlich für den Gesichtausdruck verantwortlich sind, angehoben, und die Kopfschwarte wieder am Schädel verankert. Im gleichen Eingriff können die Stirn und Zornesfalten an der Nasenwurzel geglättet werden: eine endoskopische Operation, mit winzigen Schnitten, die hinter dem Haaransatz verschwinden. Auch das Anheben des Mittelgesichtes, in dem sich der Großteil der Mimik abspielt, kann heute endoskopisch oder durch kleine Schnitte wie bei einer Unterlidstraffung durchgeführt werden, um eine Dynamik wieder herzustellen und ohne dabei Natürlichkeit zu verlieren. An der Haut wird nicht mehr gezogen; Unterhautgewebe, Muskulatur und verbliebenes Fettgewebe werden modelliert, eventuell ergänzt und neu positioniert. Für den Patienten bedeutet das ein Minimum an Risiko, nahezu keine Schmerzen, unauffällige Narben und wenig Schwellungen. So werden diese minimal invasiven Eingriffe mit den Techniken der Endoskopie zu einer brauchbaren Alternative zu einem vollen Facelifting gerade für Patienten im vierten und fünften Lebensjahrzehnt.

Augmentation bedeutet das Wiederauffüllen verlorengegangenen Volumens im Gesicht, besonders rund um die Augen, den Wangen und der Nasenlippenfalten. Zu den faszinierendsten Entwicklungen der letzten Jahre gehört sicher die Erkenntnis, nichts mehr aus dem Gesicht wegzunehmen, sondern nur hinzuzufügen. Fettgewebe und Lederhaut als körpereigenes Gewebe aus anderen Körperregionen zu gewinnen, um dem Gesicht die verloren gegangene Fülle wieder zu ersetzten. Und das Ganze von innen – ohne dass von außen Narben zu sehen sind.

Endoskopie ist eine OP-Technik, bei der durch kleine Schnitte – fast nur Schlitze – in die Haut eine Sonde mit einer Videokamera und eventuell zwei chirurgischen Instrumenten unter die Haut oder andere Strukturen wie Fascien oder Muskeln eingeführt werden. Vorteil ist, dass man an der Oberfläche der Haut nichts oder nicht viel von Narben sieht. Nachteil ist, dass man nicht so viel Wirkung erzielen kann wie bei einer “offenen” Technik, bei der alle Strukturen zugänglich und zu bearbeiten sind. Vor- und Nachteile müssen also auch hier abgewogen werden.

Die Zukunft wird in der weiteren Isolierung der einzelnen Operationsschritte liegen, um individuell abgestimmte Verfahren zur Rückgabe verloren gegangener Gewebestrukturen und der Reposition des abgeschlafften, durchhängenden Gewebes zu finden. Die Behandlung wird immer individueller – die Möglichkeiten in der Hand des verantwortungsbewussten Plastischen Chirurgen sind beinahe grenzenlos. So kann es tatsächlich immer besser gelingen, sich vom Komplizierten zum Einfachen zu bewegen: Denn im Gegensatz zu einem großen Facelifting, das Stirn, Augenbrauen, Ober- und Unterlider, die Wangen, den Hals und manchmal auch die Ohren bzw. Ohrläppchen berücksichtigt, was nicht für jeden Fall notwendig ist, können Plastische Chirurgen heute mit weniger Narben und weniger Risiko einen individuellen Effekt mit immer geringeren Belastungen für die Patienten erzielen. Der Aufwand, der hinter diesen Eingriffen steht, den allerdings sieht niemand.